Eine subjektive Analyse

Inhalt

Wie lassen sich nun die oben genannten Probleme lösen? Wie erreichen Arzt, Patient und andere beteiligte Personen trotz des immer stärker limitierenden Umfeldes eines Krankenhausbetriebes das gewünschte Ziel?
Zunächst ist es wichtig, sich ausreichende Zeit für ein adäquates Gespräch zu nehmen. Der Gesprächsführer muss sich „frei“ nehmen für eine entsprechende Unterhaltung und nicht die Absicht hegen, diese beinahe im Vorbeigehen erledigen zu wollen. Ein umfassendes Gespräch wird mindestens 30 – 45 Minuten Zeit in Anspruch nehmen, deshalb ist es sinnvoll, einen Termin zu vereinbaren und diese Zeitspanne im eigenen Tagesablauf einzuplanen.
Häufig kann es hilfreich sein, eine zweite Person (Pflegepersonal, Seelsorger) als Teilnehmer einzubinden. Der Arzt sollte sich mit dieser Person auf das Gespräch vorbereiten. Dabei sollten Kompetenzen abgesprochen werden.
Auf die ausschließliche Verwendung von Fachausdrücken sollte in jedem Fall verzichtet werden.

Nur eine angemessene, möglichst gelöste Atmosphäre bietet dabei eine gute Voraussetzung. Der Flur des Krankenhauses oder das Patientenzimmer unter den Augen und Ohren der Mitpatienten sind nicht sehr zweckdienlich. Ideal wäre sicher ein separater, freundlich eingerichteter Besprechungsraum. (Abb.5)
Das aufklärende Gespräch sollte sich in folgende Teile gliedern:
- Klärung, wie viel Information möchte der Patient, wie viel kann er vertragen, dabei sind Kenntnisse in der klientenzentrierten Gesprächsführung von Vorteil, nonverbale und indirekte Äußerungen des Patienten oder seiner Angehörigen sind zu berücksichtigen.
- Klärung der Erwartungen des Patienten, je nach Erkrankung sicher auch Abklärung bisheriger Erfahrungen mit Krankheit und Tod, persönlicher Einstellung zu Leben und Sterben.
- Eigentliche Aufklärung über die bestehende Erkrankung, Offenlegung aller Perspektiven, Heilungs- und Therapiemöglichleiten
- Gespräch über entstandene Ängste und Bedenken, dabei ist es wichtig, herauszufinden, welcher Natur diese Ängste sind: Angst vor der Gegenwart, vor Schmerzen, Therapie u.ä. oder Angst vor der Zukunft, vor Sterben, Tod oder um die nächsten Angehörigen.
- Abschließende gemeinsame Beurteilung der Situation mit der gemeinsamen Planung der kommenden Behandlung.
- Evtl. Anbieten konkreter Hilfestellung oder Spenden von Trost, hier ist die Höchstleistung des behandelnden Arztes gefordert (das sollte von ihm auch als Spitze seiner ärztlichen Kunst gesehen werden und nicht als das Erreichen des Endes ärztlicher Möglichkeiten!)
(s. sieben Stufen des Patientengesprächs)

  Kaspar Abb6
Der behandelnde Arzt sollte offen und ehrlich sein und auch auf Grenzen der Behandlung hinweisen. Er muss sich davon überzeugen, dass der Patient und seine Angehörigen verstanden haben, in welcher Situation sie sich befinden. Andererseits sollte auch der Arzt verstanden haben, in welcher Lage der Patient sich befindet und dieses in seine Therapievorschläge einbeziehen.
Nur wenn alle Fakten offen dargelegt sind, sind die Voraussetzungen gegeben, im Sinne des Patienten und so mit ihm zu handeln. Sicher muss nicht immer alles was wahr ist gesagt werden, jedoch muss unbedingt alles was gesagt wird wahr sein.
Generell sollte gelten, dass nach Möglichkeit immer derselbe Arzt das Gespräch mit einem Patienten führt, nicht zuletzt, weil in einem Folgegespräch an das bereits Besprochene angeknüpft werden kann. In schwierigen Situationen (unheilbare Erkrankung, drohender Tod) sollte das der zuständige Oberarzt sein.
Das Pflegepersonal ist von dem Ergebnis des Gespräches zu informieren. Ideal ist eine entsprechende Dokumentation.

Schlussfolgerung (-forderung)

Es ist wünschenswert, dass sich Arzt, Pflegepersonal und Seelsorger im Vorfeld in Form eines Seminares zum Thema Krankheit, Leiden, Sterben, Tod auf die Situation mit dem Patienten vorbereiten, wozu auch gehört, sich mit seiner persönlichen Einstellung zu diesen Themen auseinander zu setzen.

Kaspar Abb7

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